Wilde Möhre

Die Wilde Möhre – wissenschaftlich Daucus carota ist wie der Name schon sagt die ursprüngliche Form der Karotte wie sie auf dem menschlichen und schweinischen Speisezettel steht. Auch die Wilde Möhre ist in allen Teilen – Blätter, Blüten und auch Wurzel – als Meerschweinchenfutter geeignet. Die Wurzel ist im Gegensatz zur kultivierten Möhre jedoch weiß, sehr derb, holzig und wenig saftig. Das ist eher etwas für den Zahnabrieb, als für kulinarische Hochgenüsse, aber vor allem das Blattgrün wird sehr gerne genommen. Die Wilde Möhre sorgt gerne für Verwirrung, da man sie mit anderen weiß blühenden und teilweise giftigen Doldenblütlern verwechseln kann daher gibt es hier besonders viele Bilder und Beschreibungen, um sie eindeutig zu erkennen. Also bitte nur sammeln, wenn ihr euch ganz sicher seid, dass ihr auch wirklich die Wilde Möhre vor euch habt. 

Im Hochsommer prägen die Pflanzen der Wilden Möhre mit ihren großen, weißen Doldenblüten viele Wiesen und Weiden. Da sie auch mit Trockenheit relativ gut klar kommen, findet man sie ebenfalls an Wegrändern, an Bahngleisen, auf Ödland und an Steinbrüchen. Als Pionierpflanzen gehören sie zu den ersten Pflanzen, die Brachland besiedeln. 


Bei Insekten ist die Blüte der Wilden Möhre sehr beliebt. Neben Wildbienen, Wanzen und Käfern besuchen sie auch viele Fliegen. Dabei wirbt die Wilde Möhre mit einem besonderen Trick: Sie täuscht bereits vorhandene Kundschaft vor. Inmitten der vielen kleinen weißen Teilblüten, aus der die Dolde besteht, befindet sich eine lila, bis schwarz, gefärbte Blüte, die daher „Mohrenblüte“ genannt wird. Durch sie bekam die Wilde Möhre ihren Namen und sie ist ein eindeutiges Erkennungsmerkmal. Allerdings hat nicht jede Dolde diese Scheinblüte, sodass man mehrere betrachten sollte. Die dunkle Blüte funktioniert wie ein interessierter "Passant", der vor einem Schaufenster steht. Steht dort erst einer, werden weitere angelockt, die neugierig ebenfalls stehen bleiben und es bildet sich schnell eine Gruppe, die ansonsten achtlos vorüber gegangen wäre. Die kleine dunkle Blüte wird im Vorbeifliegen als Insekt wahrgenommen und signalisiert interessierte Kundschaft, was der Wilden Möhre einen Bestäubungsvorteil gegenüber anderen weiß blühenden Pflanzen am Wegesrand verschafft.

 

Vor und nach der Blüte rollt sich die Dolde, wie ein Vogelnest, zusammen. Dieses weitere, typische Erkennungsmerkmal sollte vor Verwechslungen mit dem giftigen Schierling oder der Hundspetersilie schützen. Zudem hat die Wilde Möhre auffällige Hüllblätter (= Blätterkragen) unterhalb der Blütendolde.

 

Hier nochmal die typischen zusammen gezogenen Blüten nach der Blüte und eine Blütendolde in der Nahaufnahme mit einem typischen Blütenbesucher.


Die Blätter der Wilden Möhre gleichen sehr dem Möhrengrün aus dem Supermarkt. Sie sind stark gefiedert und fein zerteilt. Besonders vor der Blüte erscheinen viele große Blätter, die dann, wenn Blüten und Stängel größer werden, eher in den Hintergrund treten. Beim Zerreiben der Blätter kann ein leichter Möhrengeruch wahrgenommen werden, wie ihn auch die kultivierte Möhre trägt. Die Blätter als gesamtes sind länger als breit, dies kann man sich ebenfalls merken, wenn man im Zweifel ist, ob es sich bei einer Pflanze wirklich um Wilde Möhre handelt. 


Die Wilde Möhre wird zwischen 50 und 120 cm groß und hat einen aufrechten Wuchs. Der Stängel ist dicht borstig behaart mit vielen weißen Härchen.


Die einheimische Wilde Möhre ist eine der vermutlich drei Stammpflanzen unserer heutigen Kulturmöhren. Neben der hiesigen Art kreuzten die Menschen schon in der Antike afghanische und mediterrane Möhrenarten ein. Im 18. Jahrhundert entstanden schließlich die bekannten orangefarbenen Möhren. Ihr auffälliger Farbstoff, das Carotin, ist verantwortlich für den, vor allem in Süddeutschland gebräuchlichen Namen, „Karotte“. Anderenorts werden sie auch als Gelbe Rüben, Mohrrüben oder Wurzeln bezeichnet.


Um eine Verwechslung mit anderen giftigen Doldenblütler wie Hundspetersilie und Schierling auszuschließen empfehle ich eine kombinierte Betrachtung der weißen Blüte mit der einen dunklen Blüte in der Mitte (1), dem Blattkranz unter den Blüten (2), den nestartigen Knospen und verblühten Blüten (3) und dem Stängel mit den Blättern (4).

Wilde Möhre (rechts im Bild) hat keine roten Flecken am Hauptstängel, an dem die Blüte sitzt und ist im Gegensatz zum Schierling (links im Bild) deutlich dicht behaart.

Betrachtet man die Merkmale – insbesondere die dunkle Blüte in der Mitte der Weißen und die Blütenhüllblätter – genau, gelingt eine sichere Bestimmung! Auch ohne Botanikfachwissen.