Brennnessel

Wenn die Nächte immer kälter werden, die Tage kürzer und der Wind rauer wird selbst wenn die Sonne zwischen den Wolken hervor blinzelt dann ist der Sommer ist vorbei und der Herbst steht vor der Tür. Das bedeutet nicht nur, dass Kürbisse und ganz viel leckeres Obst die Läden beginnt zu füllen, sondern auch, dass die Tage von frischen Kräutern von draußen so langsam gezählt sind. Herrje wie schrecklich *empört muig*. Aaaaaaber nicht traurig sein, Kräuterhexe Arya weiß auch in diesem Falle Rat. Im Winter, wenn der frische Nachschub von draußen ausgeht kann euer Zweibein euch mit getrockneten Kräutern verwöhnen. Diese dürfen zwar nicht in so großen Mengen gegeben werden, wie im Sommer das frische Grün von draußen, da getrocknete Kräuter sehr calciumhaltig sind, aber auf den einen oder anderen Kräutersnack für zwischendurch stehen wir Meerschweinchen total. Und die allereinfachste Methode ist, sich jetzt solange es draußen noch sprießt selbst einen kleinen Vorrat an getrockneten Kräutern anzulegen. Daher habe ich heute für euch etwas, worauf wir gerade im getrockneten Zustand total stehen: Brennnesseln (Urtica dioica). Schickt also einfach mal die Zweibeiner mit Schere und Handschuhen los. Die Brennnesseln können als ganze Pflanze – gerne auch mit Blüten, die sind besonders lecker – geerntet werden und gebündelt an einem trockenen Ort kopfüber zum Trocknen aufgehängt werden. Sobald sie soweit trocken sind, können die Bündel dann auch locker in große Papiertüten verpackt werden und so zu Ende durchtrocknen. Das gibt eine Delikatesse im kalten Winter, also ran an die Sammeltaschen!

Brennnesseln kennt sicherlich jeder, eigentlich wachsen sie überall wo ein kleines bisschen nährstoffreicher Boden vorhanden ist. Das kann eine Ecke im Garten, ein ungenutztes Baugrundstück, wo einige Holzbalken verwittern, ebenso so sein wie Waldrand oder Viehweide.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Werden Brennnesseln ab und zu mal abgemäht, so kümmert sie das zumeist wenig, sie treiben aus ihren weitläufigen Wurzeln erneut. Auch in Gräben, an Schuttplätzen und in der Nähe von Viehställen kann man die Pflanze finden.


Brennnesseln sind windbestäubt deswegen bemühen sie sich nicht eine für Bestäuber attraktive Blütenpracht auszubilden. Die Blüten der Brennnesseln sind gräulich-grün und hängen als feine Fäden an der Spitze des Stängels einfach zwischen den Blättern heraus.


Die Blätter der Brennnessel haben eine sehr charakteristische Form, die sich leicht wieder erkennen lässt. Sie sind grob von der Form her eiförmig, laufen nach vorne hin spitz zu und sitzen an einem Stiel. Zum Stiel hin läuft das Blatt mehr oder weniger abrupt zusammen. Der Blattrand der Blätter ist stark gezackt und je nach Größe der gesamten Pflanze können auch die Blätter eine Größe von über 5 cm erreichen. Die Blattform der Brennnessel ist so typisch, dass man diese Blätter als nesselartig bezeichnet.

Blätter und Stängel der Pflanze tragen die berühmten und namensgebenden Brenn- und Borstenhaaren. Im Grunde handelt es sich um kleine Röhrchen, die auf der Oberseite der Blätter sitzen. In die Wände dieser Röhrchen wird Kieselsäure eingelagert, was diese festigt, gleichzeitig aber spröde wie Glas macht. Die Spitze dieser Röhrchen besteht aus einem seitwärts gerichteten Köpfchen an dessen Basis sich eine Sollbruchstelle befindet. Bei Berührung bricht dieses Köpfchen ab und es entsteht eine schräge, scharfe Bruchstelle ähnlich einer medizinischen Spitzenkanüle. Bei Kontakt sticht das Härchen in die Haut und der ameisensäurehaltige Inhalt spritzt mit Druck in die Wunde. Dies verursacht den brennenden Schmerz und rötliche, juckende Quaddeln auf der Haut. Weitere Bestandteile der Brennflüssigkeit können Reaktionen hervorrufen, die allergischen Reaktionen ähneln. Der Brennnessel dient dieser Mechanismus als Schutz vor Fraßfeinden.


Brennnesseln haben einen aufrechten Wuchs und können über 1 m hoch werden. Im hohen Gras einer Wiese können sie sich so gut behaupten. Die Blätter der Brennnessel sitzen an einem kräftigen Stängel, der schließlich in vielen kleinen fadenförmigen Blüten endet.


Die Brennnessel begleitet den Menschen schon sehr lange und wurde und wird auch heute noch in vielen unterschiedlichen Bereichen eingesetzt. In der Heilkunde zählt sie zu den ältesten Heilkräutern und wird bei einer Vielzahl von Leiden eingesetzt: durch ihren hohen Vitamin- und Mineralstoffgehalt gilt sie als kräftigend und entschlackend. Wissenschaftlich erwiesen ist, dass die Brennnessel Arthrose, Arthritis, Prostatabeschwerden und Blasenprobleme lindern sowie entzündliche Darmerkrankungen positiv beeinflussen kann.  Im Gemüseanbau werden Brennnesseln in Form von sogenannter Brennnesseljauche als natürlicher Dünger eingesetzt und auch den Weg in die Küche und auf den menschlichen Speisezettel hat die Brennnessel gefunden. Besonders in Notzeiten, in denen Blattgemüse wie Spinat oder Salat zugunsten nahrhafterer Pflanzenarten kaum angebaut wurden, waren Brennnesseln bei der armen Bevölkerung sehr beliebt. Sogar in der Textilindustrie wurde Brennnesseln früher verwendet um aus den faserreichen Stängeln Nesselstoff herzustellen. Will man der unangenehmen Wirkung der Nesselhaare entgegenwirken, kann man die Pflanze in ein Tuch wickeln und stark wringen, mit einem Nudelholz gut durchwalken oder ihnen eine kräftige Dusche verabreichen. Auch durch das Trocknen verlieren Brennnesseln einen Großteil ihrer reizenden Wirkung. Ein bisschen „pieksig“ bleibt sie jedoch und wer dahingehend empfindlich ist sollte auch beim Verfüttern der getrockneten Brennnessel Handschuhe tragen. Mein persönlicher Gourmettipp für die Zweibeiner ist Brennnesselkäse, den gibt es in der gut sortierten Käsetheke.


Aufgrund der typischen Blätter und der Brennhaare ist die Brennnessel eigentlich unverwechselbar. Hat man sie noch nicht angefasst kann sie lediglich mit Taubnesseln verwechselt werde, diese sind jedoch ebenfalls für Meerschweinchen fressbar, oft werden sie aber verschmäht. Taubnesseln haben im Gegensatz zur Brennnessel jedoch auffällige Blüten in weiß oder aber auch in rosa-rot, sodass man sie zumindest zur Blütezeit von der Brennnessel auch ohne Anfassen unterscheiden kann.