Gundermann

Heute möchte ich euch eine alte Heilpflanze vorstellen, die mir eine Freundin ans Herz gelegt hat. Sie wohnt in einer großen Meerschweinchengruppe in Außenhaltung und hat so auch Zugang zu allem was an Gras und Kräutern im Rasen der Zweibeiner wächst. Und sie hat mir ins Ohr geflüstert, dass sie dort eine Pflanze gefunden hat, die ihr nach langen Zahnproblemen richtig gut getan hat und die sie daher mal eifrig „geerntet“ hat. Dies ist keine Pflanze, die man in großen Mengen anbieten sollte, aber wenn man ein ganzes Gemisch an Sachen füttert, kann immer ein bisschen davon mitgegeben werden. In den meisten Fällen wird sie wohl liegen bleiben, braucht ein Tier jedoch gerade die Heilwirkung, wird es sich die Pflanze raus picken können. Die Rede ist vom Gundermann, auch als Gundelrebe bekannt: Glechoma hederacea.

Gundermann wächst vor allem auf feuchten Wiesen, an Mauern und Ufern, aber auch an Waldrändern und an Böschungen und Hecken. Je nach Standort und Höhe der umliegenden Vegetation kann Gundermann entweder niedrig bleiben, etwa in einem Rasen, der auch gemäht wird oder recht hoch werden um in einer wilden Wiese mit hohen Gräsern noch genügend Licht abzubekommen. Hat Gundermann einmal Fuß gefasst, bildet er oft dichte Bestände, die im Frühjahr sehr schön lila blühen. Daher ist er unter Gärtnern auch als schlimmes Unkraut verschrien, da man ihn nur schwer wieder loswird, wenn man ihn einmal im Garten hat kann er bei guten Bedingungen blitzschnell den „englischen Rasen“ als Lebensraum für sich einnehmen.


Die lilafarbenen bis blauvioletten Blüten des Gundermanns stehen seitlich vom Stängel ab und immer im Kreis auf einer Höhe zusammen, in sogenannten Quirlen. Die Blüten sind nicht radiär symmetrisch und haben mehrere Spiegelachsen sondern nur eine und scheinen einem anzuschauen, sie können einem ein bisschen an einen Miniaturversion von Löwenmäulchenblüten erinnern. Die Blütezeit beginnt im April und reicht bis in den Juni hinein.


Die Blätter des Gundermanns sind rundlich bis nierenförmig und haben einen Blattrand der in regelmäßigen Abständen Einkerbungen hat, sodass sich sowas wie ein Wellenmuster am Rand bildet. Die Blätter glänzen auf der Oberfläche leicht und können leicht rötlich sein, genau wie die gesamte Pflanze rötlich überlaufen ist. Die Blattunterseite ist mattgrün. Immer zwei Blätter stehen sich am Stängel gegenüber.


Gundermann ist eine niedrige, kriechende Pflanze, die lange Ausläufer bildet. Sie ist wintergrün und ausdauernd. Die Stängel und die Unterseite der Blätter sind leicht purpurfarben überlaufen. Die Stängel sind auffällig vierkantig und mit Hilfe der Ausläufer, kann sich die Pflanze auf bis zu 2 m Länge ausstrecken. Die Triebe wurzeln in Abständen immer wieder, sodass dichte Bestände entstehen. Jene Triebe, die Blüten tragen, stehen aufrecht und werden 10 – 30 cm hoch. Die Pflanze kann deutlich behaart sein, nicht immer ist die Behaarung jedoch ausgeprägt, sondern kann auch fast ganz fehlen.


Die Pflanze hat einen ganz eigenen herb-aromatischen Geruch, der bereits ein Hinweis auf ihre Inhaltsstoffe ist. Dies sind vor allem ätherische Öle, Gerbstoffe und Bitterstoffe in großer Menge. Vor dem Reinheitsgebot von 1516 diente Gundermann beim Bierbrauen anstelle von Hopfen als Bittermittel. Und Gundermann hat auch eine lange Geschichte als Heilpflanze in der Volksmedizin auf die auch ihr Name heute noch hinweist: „gunt“ bedeutet im Althochdeutschen "Eiter, Beule" und es liegt die Vermutung nahe, dass die Pflanze ihren Namen aufgrund ihrer antibakteriellen Eigenschaften, die bei Abszessen oder Entzündungen genutzt werden können, erhalten hat. Außerdem wird Gundermann auch eine heilende Wirkung bei Husten und aufgrund des Gehalts an Bitterstoffen gegen Durchfall zugeschrieben. Auch bei Leberleiden kann Gundermann zum Einsatz kommen und seine schweiß- und harntreibende Wirkung hilft bei der Entgiftung des Körpers. In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird die Pflanze zur Behandlung von Störungen des Dickdarms, Blasenerkrankungen und Lungenproblemen empfohlen. Die Heilwirkung scheint also sehr breit gefächert zu sein und zahlreiche regionale Geschichten und Aberglaube, der sich um die Pflanze rankt, weist darauf hin, dass diese Wirkung schon lange bekannt ist und sich auch in Schutzzaubern und ähnlichem nieder geschlagen hat.


Aufgrund ähnlicher Blütenfarbe und auch einem ähnlichen Standort kann Gundermann mit der Kleinen Braunelle oder Günsel verwechselt werden. Betrachtet man aber die ganze Pflanze und wie die Blüten zusammen stehen kann eine Verwechslung ausgeschlossen werden. Außerdem hat Gundermann einen sehr charakteristischen Geruch, den man gut erkennen kann, hat man ihn einmal gerochen. Zudem ist aber eine Verwechslung auch nicht problematisch, da beide Pflanzen ebenfalls für Meerschweinchen fressbar sind.